Und Gott so: „Doch.“

Zu all den Begegnungen, in denen mir das direkte Gebet für Andere leicht fällt, gesellen sich mindestens so viele Momente, in denen ich mich überwinden muss, aus meiner Komfortzone zu treten. Und dann gibt es Tage, wo ich dazu einfach keinen Bock habe und mich weigere. So Tage wie den, als Hussam bei mir unterkam. Er besuchte seinen Cousin in der Stadt, der ihn bei mir einquartiert hatte. Als es für ihn Zeit war abzureisen, saßen wir noch ein bisschen in meinem Wohnzimmer und unterhielten uns. Dabei hatte ich immer wieder den Eindruck, dass ich ihm Gebet anbieten sollte. Aber ich wusste nicht, wo Hussam geistlich stand und wollte mich nicht schon wieder überwinden, jemanden zu fragen, ob ich für ihn beten dürfte: ‘Nein, Gott, heute nicht’. Aber Gottes Stimme in mir gab keine Ruhe. Meine Sturheit wollte sich einfach ein Kräftemessen mit Gottes Ausdauer liefern. Es kam der Aufbruch – Hussam und sein Cousin, der ihn abgeholt hatte, hatten sich angezogen und wir standen im Flur. Hussam bedankte sich herzlich bei mir für meine Gastfreundschaft und sagte, dass er seine muslimisch-gläubige Mutter bitten würde, für mich zu beten. Bäm! Das war der Moment, in dem meine Sturheit in die Knie gezwungen wurde. Die Vorlage war zu gut. Ich bedankte mich für seine Worte und sagte Hussam, dass ich auch betete. Im selben Zug fragte ich ihn, ob ich es hier und jetzt für ihn tun dürfe. Er willigte ein und nachdem ich ein kurzes Segensgebet für ihn gesprochen hatte, verabschiedeten wir uns. 

Ich hatte die Begegnung komplett vergessen, als ich mich zwei Wochen später noch einmal mit Hussam’s Cousin unterhielt, der mir davon erzählte, wie der Tag verlief, nachdem sie sich auf den Weg zum ZOB gemacht hatten: Hussam’s Cousin hatte ein Fahrkarten-Abo und dachte, dass er Hussam einfach darauf mitfahren lassen konnte. Dass er da nicht ganz richtig informiert war, offenbarte die Ticketkontrolle, die natürlich just auf dieser Fahrt unterwegs war. Die beiden mussten aus der U-Bahn aussteigen und Hussam sollte 60€ blechen. Die beiden erklärten den Sachverhalt in gebrochenem Deutsch – ein Versuch, der in meinen Augen zum Scheitern hätte verurteilt sein müssen, wenn man die Berliner Ticketkontrolleure kennt. Doch das Wunder geschah: Der zuständige Mitarbeiter hatte Verständnis und ließ die beiden ihres Weges ziehen! Als sie dann wieder in der U-Bahn saßen, konnten sie es wohl selbst kaum glauben. Jedenfalls drehte sich Hussam zu seinem Cousin und sagte begeistert: “Das war das Gebet! Das war, weil Simon für mich gebetet hat!”

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